Beratung zur Menopause und den Wechseljahren bei Stimulus

-Ein Interview mit Andrea Schmidtke-

Die Wechseljahre können sehr belastend sein und markieren einen Umbruch im Leben jeder Person, die davon betroffen ist. Damit einher gehen manchmal Schwierigkeiten im privaten und / oder beruflichen Kontext. Doch das ist ganz normal. Die sich daraus ergebenden Probleme können im Zuge einer fachlichen Beratung zum Thema häufig abgemildert werden. Andrea, Systemische Therapeutin und Senior-Counsellor bei Stimulus, spricht über ihre Erfahrung in der Beratung von Personen in den Wechseljahren und teilt ein paar gute Tipps mit uns.

Kannst Du uns bitte einmal den Unterschied zwischen Menopause und Wechseljahren erklären?

Die Wechseljahre bezeichnen die Zeit vor der Menopause, in der die Periode unregelmäßiger wird und sich die Hormone verändern. Dies führt zu vielen anderen Schwierigkeiten und markiert eine Umbruchphase im Leben der Person, die davon betroffen ist. Die Menopause hingegen tritt nach der letzten Periode ein. Auch danach gibt es noch hormonelle Veränderungen, aber die eigentlichen Wechseljahre sind nach der letzten Periode vorbei.

Wie kommt es zur Beratung zum Thema Menopause? Fragen die Betroffenen direkt danach oder kommt das Thema erst während der Beratung zur Sprache?

In der Beratung geht es tatsächlich oft erst um andere Themen. Wir fragen im Gespräch immer nach dem Alter der Klient:in und werden so auf mögliche Zusammenhänge aufmerksam. Manchmal fragen wir direkt, falls es naheliegt, ob die Person in den Wechseljahren ist, und dann entwickelt sich das Gespräch weiter. Es kommt auch vor, dass die Klient:in selbst äußert, dass ihre Beschwerden mit den Wechseljahren zusammenhängen könnten. Es gibt aber nur selten Personen, die speziell wegen der Wechseljahre anrufen. Meistens kommt das Thema erst im Verlauf der Beratung zu anderen Themen zur Sprache.

Was sind Deine Erfahrungen zu den Themen, die in diesem Zusammenhang angesprochen werden? Sind es eher private, körperliche oder mentale Probleme? Sind es auch Spannungen oder Konflikte mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten?

Die Probleme sind oft ähnlich: Stimmungsschwankungen, leichte depressive Verstimmungen, schlechterer Schlaf und Gewichtszunahme durch den veränderten Stoffwechsel. Gereiztheit und zum Teil extreme Hitzewallungen sind weitere häufige Symptome. Gleichzeitig fallen die Wechseljahre bei den meisten in eine Lebensphase mit vielen privaten Veränderungen: die Kinder werden größer, ziehen aus, das Empty-Nest-Syndrom kann folgen. In dieser Zeit zeigt sich oft, wie es um die Ehe oder die Beziehung bestellt ist, da der Fokus nicht mehr nur auf den Kindern liegt.

Auch die Eltern können pflegebedürftig werden und brauchen mehr Aufmerksamkeit. Häufig kommen in dieser Lebensphase auch biografische Themen wieder hoch, z.B. möchte man sich vielleicht gar nicht um die Eltern kümmern, weil es in der Vergangenheit Konflikte gab.

Außerdem beschäftigen sich gerade in dieser Zeit viele Menschen mit ihrer sexuellen Identität. Die Einstellung zum eigenen Körper verändert sich, und es kommt zu einer Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des eigenen Lebens.

Haben diese Probleme Auswirkungen auf die Arbeit und Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz?

Das kann vorkommen. Die Leistungsfähigkeit von Personen in den Wechseljahren kann sich verändern, was zu Konflikten mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten führen kann, die mehr Leistung erwarten oder gewohnt sind.  Schlafmangel, der über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg bestehen kann, beansprucht das Nervenkostüm stark. Aufgaben, die vorher leicht zu bewältigen waren, können schwierig werden. Damit geht dann häufig ein Gefühl der Überforderung einher, dass die betreffende Person stark belasten kann.

Wie können wir bei Stimulus helfen?

In der Beratung bieten wir Gespräche an und verweisen gegebenenfalls an spezialisierte Frauenberatungsstellen oder Berater:innen.

Grundsätzlich arbeiten wir mit unseren Klient:innen viel an den Themen Akzeptanz und Bewertung. Es geht darum, die Situation, in der die Klientin sich körperlich und mental befindet, zu akzeptieren. Die Klärung der eigenen Identität spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Personen haben die Chance, zu erkennen, dass sie mehr sind als z.B. Frau oder Gebärende. Sie sind beispielsweise auch Partnerin, Freundin, Arbeitnehmerin. Auch hinterfragen viele Personen in dieser Lebensphase ihre bisherigen Entscheidungen, die oft eher automatisch denn bewusst getroffen wurden, wie z.B. Ehe, Hausbau, Kinder. Es kommt die Frage auf: Was will ich eigentlich? Was will ich noch mit meinem Leben anfangen? Diese Phase der Identitätsfindung führt dann oft zu einem neuen Selbstbewusstsein, das wir in der Beratung stärken wollen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, das Thema Menopause aus der Tabuzone zu holen. Da steht dann z.B. die Erarbeitung einer zielführenden Gesprächsführung mit dem Chef / der Chefin oder Kolleg:innen im Fokus der Beratung. Wie kann ich auf der Arbeit gut kommunizieren, dass ich mich oft nicht gut fühle im Moment, weil ich in den Wechseljahren bin und oft schlecht schlafe?  Und dann geht es auch darum, wie die Personen sich selbst ein Stück weit entlasten können, beispielsweise durch eine Reduzierung der Arbeitsstunden. Auch das muss mit der Führungskraft kommuniziert werden. Hier stehen wir ebenfalls beratend zur Seite und helfen der Klientin, mit dem Thema umzugehen und einen hilfreichen Kommunikationsstil zu entwickeln.

 

Über Andrea:

Andrea ist Senior Counsellor bei Stimulus. Sie ist Systemische Therapeutin und berät zu allen psychologischen Themen. Häufig stehen bei ihr Problematiken rund um private oder berufliche Umbrüche und Übergänge im Fokus. Vermehrt leiden Klient:innen unter Depressionen oder Ängsten, sodass sie hierbei versucht, Lösungswege zu erarbeiten. Erhöhter Arbeitsdruck, Kommunikation im Team oder Konflikte am Arbeitsplatz sind ebenfalls Themen, zu denen sie berät. Im privaten Bereich sind dies Gesundheitsthemen, Work-Life-Balance, familiäre Konflikte, Erziehungsfragen oder Pflege von Angehörigen.

Besonders schön an der Beratung findet Andrea, wenn Klient:innen Dinge umsetzen, die in den Beratungsstunden erarbeitet werden und die positiven Veränderungen direkt erlebt werden. Momente, in denen Zusammenhänge erkannt werden, findet Andrea sehr wertvoll. Das Vertrauen, das Klient:innen in sie setzen, rührt sie sehr. Sie versucht immer wieder Humor in die Gespräche zu bringen, natürlich nur wenn es angemessen ist, weil Leichtigkeit die Schwierigkeiten, in denen die Ratsuchenden stecken, für einen Moment relativiert.