Noch Genuss oder schon Sucht?

Wenn der Alltag aus der Balance gerät.
„Das Glas Wein am Abend ist doch kein Problem“
„Ich möchte doch nur eine Runde mit meinen Freunden online spielen“
„Die Lieferung am nächsten Tag ist super und außerdem ist es so günstig!“
Sätze wie diese klingen harmlos, und für viele Menschen trifft dies auch zu. Doch was ist, wenn das Feierabendgetränk, die Zigarette zur Stressbewältigung oder das stände Checken des Smartphones zur Gewohnheit wird, vielleicht sogar zur Notwendigkeit? Wenn man ohne nicht mehr entspannen kann? Dann ist es möglich, dass das, was als schleichender Prozess begann, nun zur Abhängigkeit geworden ist, die das Leben aus dem Gleichgewicht bringt.
Was ist eine Sucht?
Sucht ist eine vielschichtige Erkrankung, die jeden Menschen treffen kann. Sie beschreibt ein unkontrollierbares Verlangen nach einer bestimmten Substanz oder einem Verhalten, das trotz negativer Konsequenzen immer wieder befriedigt werden muss. Dabei handelt es sich nicht nur um „schlechte Angewohnheiten“ oder eine Frage von Willensschwäche, sondern um eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Es ist ein komplexes Phänomen, das Milionen von Menschen weltweit betrifft und sowohl die körperliche als auch psychische Gesundheit in Mitleidenschaft ziehen kann.
Eine Sucht wird durch eine Kombination von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren verursacht. Genetische Veranlagungen können dabei genauso eine Rolle spielen wie traumatische Erlebnisse, Stress oder gesellschaftliche Einflüsse.
Arten der Sucht
Es gibt verschiedene Formen von Sucht, die grob in zwei Kategorien unterteilt werden können: stoffgebundene und stoffungebundene Süchte.
- Stoffgebundene Süchte: Dazu zählen Abhängigkeiten von Substanzen wie Alkohol, Tabak, Cannabis, illegalen Drogen oder Medikamenten. Diese Substanzen beeinflussen das Gehirn auf eine Weise, dass das Belohnungssystem verstärkt aktiviert wird, was zu einem Kreislauf des Verlangens und Konsums führt.
- Stoffungebundene Süchte: Diese beziehen sich auf Verhaltenssüchte wie pathologisches Glücksspiel, exzessive Nutzung des Internets oder der sozialen Medien sowie Essstörungen. Auch hier wird das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert, obwohl keine Substanz konsumiert wird.
Wie entwickelt sich eine Sucht?
Die Entwicklung einer Sucht verläuft in der Regel schleichend und oft unbemerkt. Am Anfang steht meist der gelegentliche Konsum oder die Durchführung eines Verhaltens, das positive Gefühle oder Erleichterung von negativen Gefühlen verschafft. Mit der Zeit kann sich jedoch eine Toleranz entwickeln, das bedeutet, die Betroffenen benötigen immer mehr von der Substanz oder dem Verhalten, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Dies führt zu einem zunehmenden Kontrollverlust.
Ein weiteres Merkmal der Suchtentwicklung ist das sogenannte Craving (Verlangen). Dieses beschreibt ein starkes, fast unkontrollierbares Bedürfnis, die Substanz zu konsumieren oder das Verhalten auszuführen. Selbst wenn Betroffene versuchen, ihren Konsum zu reduzieren oder ganz aufzugeben, sind sie oft nicht in der Lage, dem Verlangen zu widerstehen.
Gesundheitliche und soziale Folgen
Sucht hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen, die je nach Art der Sucht variieren können. Bei stoffgebundenen Süchten sind körperliche Erkrankungen wie Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen häufig. Auch das Risiko für Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis ist erhöht, insbesondere bei intravenösem Drogenkonsum.
Stoffungebundene Süchte können ebenfalls ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Beispielsweise können Essstörungen zu lebensbedrohlichen Mangelzuständen führen, während exzessives Glücksspiel häufig zu finanziellen Problemen und sozialer Isolation führt.
Auch das soziale Umfeld leidet unter den Folgen von Sucht. Beziehungen zu Familie und Freund:innen können durch die Sucht erheblich belastet werden. Betroffene ziehen sich häufig zurück und vernachlässigen soziale Kontakte, was zu Einsamkeit und sozialem Abstieg führen kann.
Was kann ich tun, wenn ich merke, dass ich betroffen bin?
Wenn Sie merken, dass Ihre eigenen Konsum- oder Verhaltensgewohnheiten aus dem Ruder gelaufen sind und sie möglicherweise von einer Sucht betroffen sind, ist es wichtig schnell zu handeln. Denn je früher man sich Hilfe sucht, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und langfristige Genesung.
Der erste Schritt besteht darin, sich jemandem anzuvertrauen, z.B. einer guten Freundin, einem Familienmitglied oder dem Hausarzt. Daneben gibt es einige professionelle Angebote wie z.B. Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen oder auch das EAP von Stimulus.
Was können Sie tun?
- Wir hören Ihnen zu und nehmen Ihr Anliegen ernst.
- Wir geben Ihnen eine fachlich fundierte Einschätzung Ihrer Situation.
- Wir geben Ihnen eine Empfehlung, welche Hilfen für Sie geeignet sein können und stellen Ihnen Informationen zur Verfügung.
- Wir erarbeiten mit Ihnen nächste hilfreiche Schritte zur Verbesserung Ihrer Situation.
- Wir suchen mit Ihnen nach Strategien, wie Sie den Alltag entspannter bewältigen können.
- Wir beraten Sie bei Fragen zu Behandlungsmöglichkeiten und Hilfen vor Ort und unterstützen Sie bei der Antragstellung.
- Wir helfen Ihnen, Kontakt mit weiteren hilfreichen Ansprechpersonen oder Institutionen aufzunehmen
Vertraulichkeit
Wenn Sie oder Ihre Angehörigen sich an Stimulus wenden, erfährt Ihr:e Arbeitgeber:in nichts davon! Alle Anliegen werden vertraulich behandelt. Das gesamte Stimulus-Team unterliegt der Schweigepflicht. Es gibt nur eine Ausnahme: Wenn das Leben der ratsuchenden Person oder das Leben Dritter gefährdet ist, müssen wir Hilfe hinzuziehen. Ihr Unternehmen oder Ihre Organsiation erhält in größeren Abständen eine statistische Auswertung über die Nutzung unserer Dienstleistung. Sie können sicher sein, dass dieses anonymisierte Zahlenmaterial keine Rückschlüsse auf die ratsuchenden Personen zulässt.
Wenn Sie es wünschen, geben Sie zu Beginn der Beratung an, dass Sie anonym bleiben möchten.
Weitere Informationen
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
www.dhs.de
Informationen und Selbsttests zu Alkohol
www.kenn-dein-limit.de
Hilfe bei Alkoholsucht
www.anonyme-alkoholiker.de
Hilfe bei Mediensucht
www.mediensuchthilfe.info
Hilfe bei Essstörungen
www.bzga-essstoerungen.de
Hilfe bei Glücksspielsucht
www.gluecksspielsucht.de
Suchtprävention für Kinder und Jugendliche
www.kmdd.de