Gut geschlafen?

Illustration Schlaf 1 quer

Wie Nächte unsere Tage bestimmen

Wer schon einmal unausgeschlafen in den Tag gestartet ist, weiß: Schlechter Schlaf wirkt sich direkt auf das eigene Wohlbefinden aus. Doch Schlaf ist weit mehr als nur eine Pause vom Alltag – er ist ein aktiver, hochkomplexer Regenerationsprozess, der Körper und Geist nachhaltig beeinflusst. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, wie eng guter Schlaf mit unserer mentalen Gesundheit, unserem Immunsystem und sogar mit der Gesundheit unseres Darmmikrobioms verknüpft ist.

Was passiert im Schlaf?

Schlaf ist ein aktiver Zustand, in dem der Körper auf Hochtouren arbeitet. Das Gehirn verarbeitet Erlebtes, speichert neue Informationen und verknüpft sie kreativ. Gleichzeitig regenerieren sich die Zellen, das Immunsystem wird gestärkt und schädliche Ablagerungen im Gehirn, die mit Demenz in Verbindung stehen, werden abgebaut. Der Körper produziert im Schlaf wichtige Hormone wie das Wachstumshormon Somatotropin und das Geschlechtshormon Testosteron. Auch das Mikrobiom im Darm wird aktiviert – es unterstützt Verdauung und Abwehrkräfte. Selbst der Stoffwechsel wird reguliert: Hunger- und Sättigungsgefühle werden neu justiert.

Wie wirkt sich Schlafmangel aus?

Zu wenig Schlaf wirkt sich schneller und tiefgreifender auf Körper und Psyche aus, als viele vermuten. Auf kognitiver Ebene kommt es zu einer merklichen Einschränkung der Konzentrations- und Lernfähigkeit. Auch die Reaktionszeit verlängert sich, das Risikoverhalten steigt, und die Wahrnehmung negativer Reize nimmt zu – was die emotionale Belastbarkeit verringert. Langfristig erhöht Schlafmangel das Risiko für psychische Erkrankungen deutlich.

Doch auch körperlich hat unzureichender Schlaf gravierende Folgen. Das Immunsystem wird geschwächt, wodurch die Anfälligkeit für Infekte und chronische Entzündungen steigt. Studien zeigen zudem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Demenz. Gleichzeitig kann eine gestörte Stoffwechselregulation zu einer Gewichtszunahme führen, und auch der Alterungsprozess wird beschleunigt. Insgesamt zeigt sich: Erholsamer Schlaf ist kein Luxus, sondern eine zentrale Voraussetzung für langfristige Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Schlaf ist damit auch kein Zeichen von Faulheit oder Unproduktivität. Im Gegenteil: Er ist unabdingbar, wenn wir dauerhaft gesund und produktiv sein wollen.

Der Schlaf-Wach-Rhythmus – warum das Timing zählt

Unser Schlaf wird unter anderem durch Licht, Hormone und unsere innere Uhr gesteuert. Melatonin macht müde, Serotonin hält uns wach. Adenosin erzeugt im Tagesverlauf Schlafdruck, während die Körpertemperatur zum Einschlafen leicht sinken muss. Auch Kortisol – oft als „Stresshormon“ bekannt – spielt eine wichtige Rolle beim morgendlichen Aufwachen. Genetische Faktoren bestimmen, ob wir Früh- oder Spätaufsteher:innen sind. Nur etwa 15 % der Deutschen stehen zu einer Uhrzeit auf, die mit ihrem natürlichen Biorhythmus übereinstimmt – ein Missverhältnis, das die Schlafqualität beeinträchtigen kann.

Schlafhygiene: Kleine Stellschrauben mit großer Wirkung

Schlafhygiene bedeutet, den Alltag so zu gestalten, dass er erholsamen Schlaf unterstützt. Schon kleine Veränderungen können viel bewirken:

Do’s:
  • Respektieren Sie Ihren biologischen Rhythmus. Nicht alle Menschen sind Frühaufsteher:innen!
    Abendliche Routinen zur Entspannung entwickeln.
  • Lassen Sie den Tag ruhig ausklingen.
  • Immer zur selben Zeit ins Bett gehen (maximal 30 Minuten Abweichung, auch am Wochenende!)
  • Für eine ruhige, dunkle, gemütliche und gut temperierte (16-18 Grad) Schlafumgebung sorgen
  • Handy, Laptop und andere Störquellen aus dem Schlafzimmer verbannen
Dont's:
  • Aufregende Gespräche, energetische Musik, Sport oder Bildschirmzeit kurz vor dem Zubettgehen
  • Koffein, Alkohol oder schweres Essen am Abend
  • Dauerhaft hoher Stresspegel
  • Unregelmäßige Schlafenszeiten
  • Nachts auf die Uhr schauen

Auch wiederkehrende Störfaktoren wie nächtliches Aufwachen wegen Lärm, Licht oder schnarchender Partner:innen können oft pragmatisch gelöst werden – etwa durch Gehörschutz zum Schlafen, Schlafmasken oder getrennte Matratzen, bzw. Schlafzimmer.

Was tun bei anhaltenden Schlafstörungen?

Anhaltende Schlafstörungen sollten Sie unbedingt ärztlich abklären lassen! Erste Anlaufstelle ist immer Ihr Hausarzt. Dieser kann ggf. erste Ursachen ausschließen und Sie an Spezialist:innen überweisen. Häufige Gründe für Schlafstörungen sind Stress, Medikamente, hormonelle Schwankungen oder chronische Erkrankungen.

Grundsätzlich sollten Sie bei dauerhaften Beschwerden versuchen, einen möglichst regelmäßigen Schlafzyklus einzuhalten. Machen Sie tagsüber keine Nickerchen und nutzen Sie zur Selbstkontrolle ein Schlaftagebuch. Notieren Sie hier, wie Sie sich tagsüber gefühlt haben, was Sie getan haben und ob es besondere Ereignisse gab. Auch der Genuss von Kaffee und Nikotin kann hier mit Uhrzeit vermerkt werden. So lassen sich einige Muster und Zusammenhänge aufdecken!

Nehmen Sie außerdem möglichst keine frei verkäuflichen Schlafmittel ein. Diese wirken kurzfristig gut, doch der Gewöhnungseffekt tritt schnell ein. Diese Mittel sind keine Dauerlösung für tiefer liegende Probleme. Gestatten Sie sich selbst die Hilfe, die Sie brauchen und lassen Sie Ihre Beschwerden von Fachpersonal einschätzen und behandeln.